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Martin Kauder

Arbeitstitel der Promotion: Vom Krieger zur Kriegslast – Veteranenversorgung im Königreich Württemberg im frühen 19. Jahrhundert.

Zwischen dem Siebenjährigen Krieg und der Mitte des 19. Jahrhunderts, in einer Ära grundlegender Strukturreformen in den deutschen Territorien, erfuhr auch die Militärversorgung und damit die Versorgung von Veteranen grundlegende Änderungen. Maßgebliche Impulse erwuchsen aus der Umstellung von Söldnerarmeen auf stehende Heere sowie den politischen Umwälzungen und kriegerischen Verheerungen der Napoleonischen Epoche. An deren Ende stand die Herausforderung an die europäischen Staaten, sich in eine anbrechende Friedensperiode hinein zu organisieren und Kriegsheimkehrer zu reintegrieren. All das betraf auch das seit 1806 bestehende Königreich Württemberg, das zusätzlich mit einem langwierigen Verfassungskonflikt zu kämpfen hatte. Um- und Ausbau der Veteranenversorgung wurden, entgegen dem Urteil vieler bisheriger Analysen, jedoch nicht allein durch staatliche Reformen getragen, sondern in zunehmendem Maße durch die Armenfürsorge der Kirchen und das in Stiftungen und Mäzenatentum hervortretende Engagement des entstehenden Bürgertums beeinflusst und ergänzt. Nach 1815 nutzten ehemalige Soldaten zudem ihr wachsendes symbolisches Kapital und brachten sich selbst in die Versorgungsfrage ein. Veteranen- und Kriegervereine fungierten als Gemeinschaftshilfe und gesellschaftliche Vertretung zugleich. Die Veteranen- und Invalidenversorgung löste sich so allmählich aus reinen Militär- und Verwaltungsstrukturen heraus und wurde zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Durch ihre Betrachtung lässt sich die im 19. Jahrhundert zu beobachtende Entwicklung von Veteranen zu sozial sichtbaren und politisch potenten Subjekten neu perspektivieren. Das Promotionsprojekt versucht deshalb, am Beispiel der württembergischen Veteranenversorgung, die in ihr sichtbaren Wechselwirkungen zwischen staatlicher und gesellschaftlicher, militärischer und ziviler Sphäre in einer Kombination aus militär-, sozial- und strukturhistorischen Zugängen nachzuzeichnen.