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Anja Hasler

Kurzbiographie

Nach ihrem Bachelor of Arts in Sozialer Arbeit sammelte Anja Hasler drei Jahre lang praktische Erfahrungen in der Arbeit mit Jugendlichen und Familien. Ihr Studium der Geschichte an der Universität Bremen schloss sie mit einem Bachelor und Master in Public History ab. Seit mehreren Jahren ist Anja Hasler freiberuflich in der historisch-politischen Bildungsarbeit tätig. Seit April 2022 ist sie Promotionsstipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Kontakt: ahasler@uni-bremen.de

Dissertationsprojekt

Der erinnerungskulturelle Umgang mit nationalsozialistischer Verfolgung in spanischen Familien (Arbeitstitel)

In meinem Promotionsvorhaben untersuche ich die familiäre Tradierung sowie die Transformation und Gegenwartsrelevanz von Erinnerung an Deportation und KZ-Haft in Spanien. Das Kernelement meiner Forschung ist die Durchführung von Interviews mit linearen und kollateralen Nachkomm*innen der 2. bis 4. Generation, deren Angehörige im KZ-Komplex Neuengamme inhaftiert waren.

In den 1940er Jahren wurden etwa 750 Spanier*innen in das KZ Neuengamme bei Hamburg deportiert. Die meisten von ihnen hatten sich zuvor als Geflüchtete des Spanischen Bürgerkrieges im französischen Exil aufgehalten. Jahrzehntelang, während und nach der Diktatur Francisco Francos, war die Erinnerung an Bürgerkrieg und Exil in Spanien marginalisiert. Die Transition zeichnete sich durch einen Konsens der politischen Eliten und eine fehlende Übergangsjustiz aus. Erst der so genannte Memory Boom der frühen 2000er Jahre führte zu einer intensiven gesellschaftlichen Debatte; doch ein politischer Konsens zu Spaniens jüngster Vergangenheit ist weiterhin nicht in Sicht.

Familien bildeten, neben klandestinen Netzwerken, lange Zeit die einzigen Rahmen, in denen Erinnerung praktiziert und bewahrt werden konnte, wobei auch diese oftmals von Tradierungsbrüchen, Schweigen und emotionaler Distanz gekennzeichnet sind, die sich in den Interviews widerspiegeln. Wie diese Geschichten seitens der Nachkomm*innen erinnert und tradiert werden (können), ist auch mit der Frage verbunden, ob und wie sie in der Gesellschaft weiter getragen werden. Dennoch gibt es bisher kaum qualitative Arbeiten, die diese innerfamiliären Dynamiken in den Blick nehmen.

Ein besonderer Schwerpunkt meiner Forschung ist die kürzlich erfolgte Rückgabe von persönlichen Gegenständen (Effekten), die den Deportierten bei ihrer Ankunft im KZ Neuengamme geraubt wurden. Diese Dinge sind eng mit ihrer Überlieferungsgeschichte, mit den Deportierten selbst sowie mit der Erfahrung der Restitution und aktuellen erinnerungskulturellen Debatten verwoben. Doch ermöglichen sie auch neue Beziehungen und Erzählungen?

Publikationen (Auswahl)

Victimas olividadas. Spanische Zwangsarbeiter*innen im Zweiten Weltkrieg, in: Hispanorama No. 177 (2022). S. 34-38.

"No love for the camera". Bildliche Kontruktionen der "German Gipsies" in der britischen Presse, in: Schöck-Quinteros; Rosenhaft; Rau (Hrsg.): Und wohin jetzt?  Die „Zigeunerpolitik“ im Deutschen Kaiserreich und im United Kingdom, Bremen 2021, S. 393-408.

Spanische Seeleute im Arbeitserziehungslager Bremen Farge, in: Schöck-Quinteros; Rau (Hsrg.): Verteidigen, Verdängen, Vergessen. Das Arbeitserziehungslager Bremen-Farge nach 1945, Bremen 2020, S. 127-150.

Vom Transitland zur Festung. Schweizer Flüchtlingspolitik und Antisemitismus im Jahr der Konferenz von Évian, in: Schöck-Quinteros; Loeber; Rau (Hrsg.): Keine Zuflucht, Nirgends. Die Konferenz von Évian und die Fahrt der St. Louis (1938/39), Bremen 2019, S. 51-72.

Vorträge (Auswahl)

Die Wege der „Effekten“ aus dem KZ Neuengamme, 9. Forum „Zukunft der Erinnerung“, KZ- Gedenkstätte Neuengamme, 16.11.2023.

„Es ermutigt mich, diese Geschichte allen zu erzählen“ #StolenMemory und die Erinnerung an NS- Verfolgung in spanischen Familien, Seminar „Erben der Erinnerung“ im HÖB Papenburg, 19.11.2022.

Vom Milag Nord ins Arbeitserziehungslager Bremen-Farge. Die Geschichte von sieben spanischen Zivilinternierten, Gedenkstätte Lager Sandbostel, 22.2.2022.

Die Fluchtversuche der Familie Rosenberg. Jüdische Geschichte vor der Haustür und im Klassenzimmer, Schulmuseum Bremen, 2.2.2022.

Eine Geschichte der Nicht-Tradierung? Die Deportationen von „Rotspaniern“ in das KZ Neuengamme im Familiengedächtnis, 1. Tagung „Rotspanier - Zwangsarbeiter in Hitlers Europa“ im Instituto Cervantes Berlin, 28.10.2021.

Lehrveranstaltungen

WiSe 2023/24 – Universität Bremen
Einführung in die Geschichtswissenschaft für ISSU-Studierende