Martin Günzel
Kontakt
Historisches Institut
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln
Philosophikum R. 3.106
Tel. 0221/470-5253
E-Mail: mguenzel[at]uni-koeln.de
Sprechstunde
Im Sommersemester 2025 Mittwochs 11:30-12:30 Uhr nach Absprache per Mail.
Promotionsprojekt
Das seit Februar 2020 verfolgte Promotionsprojekt beschäftigt sich mit den diplomatie- und ideengeschichtlichen Hintergründen der britischen Beteiligung am (Zweiten) Irakkrieg von 2003. In der Studie wird erstens danach gefragt, wieso sich die britische Regierung und das britische Parlament 2003 für die Kriegsbeteiligung entschieden, welche Motive und strategischen Ziele dieser Entscheidung zugrunde lagen und welche politischen Ideen und Weltbilder sie formten. Zweitens wird untersucht, welchen Einfluss die britische Regierung auf den Gang der Ereignisse im Allgemeinen und auf die Politik der USA im Besonderen nehmen konnte. Drittens soll herausgearbeitet werden, auf welche Weise es dem Premierminister gelang, die britischen politischen Institutionen von seinem Kurs zu überzeugen und wie groß der Konsens war, den er innenpolitisch mobilisieren konnte. Darüber hinaus spielt die retrospektive Legitimation des Krieges durch Blair eine Rolle.
Der Irakkrieg, so eine wesentliche Annahme der kurz vor dem Abschluss stehenden Dissertation, hatte eine komplexe Vorgeschichte, bildete jedoch den Höhe- und Wendepunkt eines westlich-liberalen Interventionismus, ja Imperialismus nach 1990. Thematisiert werden in diesem Zusammenhang auch die Auswirkungen dieser Politik auf die internationalen Beziehungen in der Post-Cold War-Ära, insbesondere auf das Verhältnis zwischen den angloamerikanischen Ländern zu Russland. Tony Blair kommt in dieser Geschichte eine Bedeutung zu, die bisher unterschätzt wurde. Die Studie soll nachdrücklich die Relevanz von Ideen wie von herausragenden politischen Führungspersönlichkeiten für die Gestaltung einschneidender weltpolitischer Ereignisse unterstreichen.
The doctoral project analyses the diplomatic and ideological background to British participation in the (Second) Iraq War of 2003. The study firstly examines why the British government and the British parliament decided to participate in the war in 2003, what motives and strategic objectives underpinned this decision and what political ideas and world views shaped it. Secondly, it examines what influence the British government was able to exert on the course of events in general and on US policy in particular. Thirdly, it will work out how the Prime Minister succeeded in convincing the political institutions of his course and how great the consensus was that he was able to mobilise domestically. The retrospective legitimisation of the war by Blair will also be discussed.
An essential assumption of the dissertation is that the Iraq War had a complex history, but was the high and turning point of Western liberal interventionism, indeed imperialism, after 1990. In this context, the effects of this policy on international relations in the post-Cold War era, particularly on the relationship between the Anglo-American countries and Russia, are also addressed. Tony Blair's significance in this story has been underestimated to date. The study is intended to emphasise the relevance of ideas and and personalities of outstanding political leaders in shaping far-reaching global political events.
Forschungsschwerpunkte
- Internationale Geschichte / Diplomatiegeschichte
- Britische Geschichte
- US-Amerikanische Außenpolitik
- Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert / Nationalsozialismus
Lehre
- Einführungsseminar SoSe 2025: Zwischen Appeasement und Krieg. Das nationalsozialistische Deutschland und Großbritannien, 1933-1940
- Einführungsseminar WiSe 2024/25: Removing Saddam: Die Geschichte des Irakkriegs 1990-2011
Curriculum Vitae
Seit 10/2024 | Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Internationale Geschichte und historische Friedens- und Konfliktforschung an der Universität zu Köln, Prof. Dr. Fabian Klose |
Seit 3/2021 | Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung |
Seit 2020 | Promotion über die Geschichte der britischen Beteiligung am Irakkrieg von 2003 |
2019-2024 | Mitarbeiter in der „Forschungsgruppe Zeitgeschichte“ der Universität Freiburg |
2015-2019 | Wissenschaftliche Hilfskraft und (ab 2018) „Assistant Teacher“ am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Prof. Dr. Ulrich Herbert |
2015-2018 | Studium der Vergleichenden Geschichte der Neuzeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau (M.A., Thema der Abschlussarbeit: „Shoulder to Shoulder. Die britische Entscheidung zur Beteiligung am Irakkrieg, 2002/3“, ausgezeichnet mit dem Alumni-Preis der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) |
2013-2014 | Tutor am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas, Prof. Dr. Jörn Leonhard |
2011-2015 | Studium der Neueren und Neuesten Geschichte und der Politikwissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (B.A., Abschlussarbeit: „Das Auswärtige Amt und der Holocaust in Ungarn, 1941-1944“) |
1990 | Geboren in Bielefeld |
Vorträge
- 12/2019, Kolloquium am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Universität Freiburg (Dr. David Kuchenbuch) – Niedergang einer Volkspartei. Überlegungen zur Geschichte der SPD zwischen 1980 und 2009, unter besonderer Berücksichtigung des Ruhrgebiets
- 09/2021, Süddeutsches Kolloquium zur Zeitgeschichte (Ellwangen) – Großbritannien und der Krieg gegen den Irak
- 05/2022, Kolloquium Forschungsgruppe Zeitgeschichte, Universität Freiburg – Tony Blair und der Regime Change im Irak
- 10/2024, Kolloquium Lehrstuhl für Internationale Geschichte und historische Friedens- und Konfliktforschung, Universität Köln – Blairs Krieg. Großbritannien, der Irakkrieg und der westlich-liberale Interventionismus, 1990-2011
- 11/2024, Tagung des AKHF (Arbeitskreis Historische Friedensforschung), Köln – „Benign Inactivity, or progressive pre-emption?“ Tony Blair und die Rechtfertigung des Irakkriegs, https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/akhf_normativitaet_guenzel (abgerufen am 2.7.25)
- 02/2025, Vortrag an der Theodor-Heuss-Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach – Wann ist eigentlich Krieg?
Publikationen
- 1941. Ideologie und Volksbildung, in: Schrader, Josef / Rossmann, Ernst Dieter (Hrsg.), 100 Jahre VHS/Volkshochschulen. Geschichten ihres Alltags, Verlag Julius Klinkhardt KG 2019, S. 70-71.
- Die Wegbereiter. Tony Blair, Großbritannien und die Entscheidung für den Irakkrieg, 2001 bis 2003, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (VfZ) 69 (2021), 3, S. 445-478.