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Florian Schleking

© a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne / Foto: Patric Fouad

Professur für Neuere Geschichte (Prof. Dr. Ralph Jessen)

a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne (Kollegiat)

 

Historisches Institut - Abteilung Neuere Geschichte

Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

E-Mail: f.schlekingSpamProtectionuni-koeln.de

 

Lehrveranstaltungen

Das Richtige Essen. Zur Geschichte der Ernährung im langen 20. Jahrhundert (Einführungsseminar NG WS 2021/2022)

Kollektive Kämpfe und politische Proteste. Geschichte Sozialer Bewegungen in der Bundesrepublik (Einführungsseminar NG WS 2020/2021)

Umbrüche und Neuformierungen. Religiöser Wandel in der deutschen Zeitgeschichte (Einführungsseminar NG WS 2019/2020)

Schutz, Aufklärung, Verantwortung. Gesundheit und Krankheit in der Zeitgeschichte (Einführungsseminar NG WS 2018/2019)

Von der Lebensreform zum linksalternativen Milieu? Alternativbewegungen im 20. Jahrhundert (Einführungsseminar NG WS 2017/2018)

Religion und Gesellschaft in Westdeutschland nach 1945 (Einführungsseminar NG WS 2016/2017)
 

Forschungsprojekt

Kontroversen um Gefühle und Neue Religiosität in der Bundesrepublik Deutschland

In meinem Promotionsprojekt untersuche ich die Konjunktur Neuer Religiosität im späteren 20. Jahrhundert. Ich konzentriere mich dabei auf die westdeutschen Auseinandersetzungen und jene Gruppen, die in der zweiten Hälfte der 70er unter den Begriffen „Jugendreligionen“ oder „Jugendsekten“, „Psychokulte“ oder „destruktive Kulte“ subsummiert wurden. Mich interessiert vor allem der Boom an Körpertechniken und Gefühlspraktiken, der sich in diesem Rahmen abspielte und die gesellschaftlichen Kontroversen, die er in den 1970er und 1980er Jahren auslöste.

In der Selbstbeschreibung wie in der Fremdzuschreibung waren die „Jugendsekten“ mehr und anderes als Religionsbewegungen im engeren Sinne: Sie galten als Phänomen, Indikator und Treibriemen jugend- und gegenkultureller Entwicklungen nach der Revolte von „1968“, als Anbieter und Übungsfelder neuartiger Gesundheitspraktiken wie Meditation oder Yoga, als geschickte oder perfide ökonomische Entrepreneure oder auch als Protagonisten einer spirituellen Politik, die nach Selbstbefreiung und Unterwerfung unter Gruppe oder Anführer verlangte.

Im Zentrum des Promotionsvorhabens steht die Frage, wie neureligiöse Gruppen oder Bewegungen einerseits, ihre Gegner und Außenbeobachter andererseits Gefühle und Körper mit einer neuartigen Relevanz versahen. Die neu- und fremdartigen Heilsanbieter entwarfen, inszenierten und verbreiteten seit Ende der 1960er Jahre spezifische Einsatzweisen des Körpers und relativ distinkte Arten und Weisen, Gefühle zu verstehen, zu erfahren, zu pflegen und auszudrücken. „Jugendreligionen“ kombinierten Selbstsuche und Selbstführung ganz offen und programmatisch mit Anleitung und Autorität, Gruppenbildung und Gemeinschaftsbindung. Die paradoxe Selbstunterwerfung kann als das zentrale Problem identifiziert und analysiert werden, um das sich die „Sekten“-Kontroverse der Siebziger Jahre entspann.

Auf der einen wie auf der anderen Seite, bei den Vertretern im neureligiösen Feld wie bei ihren Beobachtern und Gegnern ging es um Fragen und Verfahren der „Selbstbestimmung“ und „Selbstverwirklichung“ und um das Problem, welche sozialen Umgebungen diese begünstigten und gefährdeten. Kurz gesagt, handelte es sich um Kontroversen um das, was im Anschluss an Michel Foucault als Subjektentwürfe und Menschenführung untersucht werden kann. Ich begreife diese Konflikte um die ‚richtige‘ Form(ierung) des Subjekts als Möglichkeit, um zu erschließen, wie die Suche nach neuer Emotionalität und Körpererfahrung, nach Spiritualität und Gemeinschaft die 1960er bis 1980er Jahre prägte, gesellschaftliche Selbstverständigungsdebatten herausforderte und mitgestaltete und welche Rolle Einflüsse aus West und Ost bei alldem spielten.

 

Vorträge und Präsentationen

Ambivalente Bewegungen und irritierende Religionen. Kontroversen um „Jugendsekten“ in den 1970er und 1980er Jahren
Vortrag im Kolloquium Historische Erziehungswissenschaft (Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg, 23.10.2019)

"Jugendreligionen" und das Problem der Selbstbestimmung um 1978
Projektvorstellung im Examenskolloquium Neuere und Neueste Geschichte, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (24.05.2019)

Kontroversen um Gefühle und Neue Religiöse Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland (1960er bis 1980er Jahre).
Projektvorstellung im Kolloquium Neuere Geschichte (Universität zu Köln, 18.6.2018)

Ecstasy, Exercise, Excess? Ambiguous Bodies and Cult Controversies in West Germany.
Vortrag auf dem Workshop "Excess? Images of Body, Health, Morality and Emotions across the Media" (Max Planck Institute for Human Development, Center for the History of Emotions, Berlin, 07.06.2018 - 08.06.2018)

Rausch-Körper-Geschichte. Einführung zum Workshop „Rausch-Körper im 19. und 20. Jahrhundert“
(mit Kristoff Kerl, Universität zu Köln, 29.7.2017).

Praxeologische Drogengeschichte? Perspektiven und Einwände.
Vortrag im Rahmen der Konferenz „Historisch, praktisch, gut? Potenziale und Grenzen praxeologischer Ansätze für die Geschichtsschreibung zum 19. und 20. Jahrhundert“ (a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne/Historisches Institut der Universität zu Köln, 22.02.2016-23.02.2016).

Panik und Psychedelik. Drogenkonsum als Gefühlspraxis im Westdeutschland um 1970.
Vortrag im Rahmen der Summer School „Zwischen Theorie und Empirie – Erscheinungsformen von Angst in der Geschichte“ (Universität Bielefeld/Università di Bologna, 23.09.2013-26.09.2013).

 

Publikationen

Herausgeberschaften

zusammen mit Kristoff Kerl: Themenheft "Rausch". Body Politics. Zeitschrift für Körpergeschichte 6,10 (2018).

Aufsätze

zusammen mit Jakob Tanner und Kristoff Kerl: Nachfragen zur Drogen- und Rauschgeschichte. Ein Interview mit Jakob Tanner, in: Body Politics 6,10 (2018), S.63-78

zusammen mit Kristoff Kerl: Rausch, Körper, Geschichte. Überlegungen und Perspektiven, in: Body Politics 6,10 (2018), S.13-60.

zusammen mit Kristoff Kerl: Einführung: Rauschkörper in geschichtlicher Perspektive. Schlaglichter und Beiträge, in: Body Politics 6,10 (2018), S.7-12.

Drogen, Selbst, Gefühl. Psychedelischer Drogenkonsum in der Bundesrepublik Deutschland um 1970, in: Pascal Eitler/Jens Elberfeld (Hgg.): Zeitgeschichte des Selbst. Politisierung – Therapeutisierung - Emotionalisierung, Bielefeld 2015, S. 293-326.

Psychedelic Fears. Drug use as an emotional practice in West Germany around 1970, in: Storicamente 11,24:  Representations of Fear in History: Empirical / Practical evidence and Methodological Issues (2015) DOI: 10.12977/stor607

Kleinere Beíträge (Tagungsberichte, Rezensionen, etc.)

Rezension zu: Tornay, Magaly: Zugriffe auf das Ich. Psychoaktive Stoffe und Personenkonzepte in der Schweiz, 1945 bis 1980, Tübingen 2016, in: H-Soz-Kult, 18.04.2017, <.>www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-26578>.

Tagungsbericht AIDS, Drugs, and the Histories of European Public Health Policies since the 1960s. 06.10.2016–07.10.2016, Basel, in: H-Soz-Kult 25.04.2017, <http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-7136>.

Tagungsbericht Dominanz durch Dinge? Zum Verhältnis von sozialen Asymmetrien und Materialitäten aus historischer Perspektive (XXXII. Tagung des Arbeitskreises Geschichte+Theorie). 27.02.2014–01.03.2014, Berlin, in: H-Soz-u-Kult, 15.07.2014, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5456.>

Tagungsbericht eine ZeitGeschichte des Selbst. 04.06.2010–05.06.2010, Bielefeld, in: H-Soz-u-Kult, 02.08.2010, <>http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3225>.

 

Mitgliedschaften

 

  • Archiv für Alternatives Schrifttum Duisburg (afas) (Fördermitglied) 
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