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Forschungsgruppe

Akademische Kulturen und politische Ordnungen:
Die Universität zu Köln (1930-1970)

Ziel der Forschergruppe mit vier Teilprojekten ist eine integrierte Untersuchung personeller, wissenschaftlicher und struktureller Entwicklungen der akademischen Kultur der Universität zu Köln unter den Bedingungen der jeweiligen politischen Ordnungen vom Übergang zur nationalsozialistischen Herrschaft bis zur Demokratisierung der Hochschulen in den 1970er Jahren. Im Zentrum stehen die Bedingungen, Praktiken und Folgen wissenschaftlichen Handelns in ihrem Wechselverhältnis zu gesellschaftlichen und politischen Normen, Erwartungen und Transformationen. Welche Rolle spielten dabei akademische Traditionen, personelle Zusammensetzungen und strukturelle Bedingungen, wie wurden Fortschreibungen und Veränderungen generiert, verhandelt und praktiziert? Die Universität zu Köln wird dabei als Prisma einer gesellschaftsgeschichtlich eingebetteten Analyse des Verhältnisses von Wissen, Institutionen und Politik im 20. Jahrhundert untersucht.

Teilprojekt A

Universität der Bürger?
Das Selbstverständnis der Universität zu Köln und ihr Verhältnis zu Staat und Politik im 20. Jahrhundert

Bearbeiterin: Dr. Kerstin Thieler

Gegenstand sind in Form einer Überblicksstudie, die für die Teilprojekte zugleich als Rahmen dient, Struktur, Selbstverständnis und Agieren der Universitätsleitungen von den 1920er bis in die 1960er Jahre gegenüber und unter den Bedingungen wechselnder politischer Regime. Ausgehend von der Wiedergründung als "Bürgeruniversität" ist zu fragen, was dieses Postulat beinhaltete, wie ihm im Verhältnis zu Stadt, Land, Reichsregierung, britischer Besatzungsmacht und ab 1949 dem Bund gegenüber Geltung verschafft wurde. Neben dem Rektorat werden auch Verwaltung, Kuratorium und Fakultätsleitungen einbezogen. Selbstmobilisierungen und das Ausloten von Handlungsspielräumen endeten nicht 1945, sondern konnten sich in der Nachkriegszeit ebenso auf Demokratisierungsprozesse beziehen. Welche Zusammenhänge lassen sich hierbei zwischen starken personellen Kontinuitäten und den Neujustierungen des universitären Selbstbildes insbesondere nach 1933 und nach 1945 erkennen?

Teilprojekt B

Ordinarien zwischen Autonomie und Anpassung
Die Geschichte der Berufungen an die Universität zu Köln von den 1920ern bis in die 1960er Jahre

Bearbeiterin: Nicola Kresken

Das Forschungsprojekt untersucht die Geschichte der Berufungen an die Universität zu Köln von den 1920er bis in die 1960er Jahre. Anhand der Berufungsverfahren werden die Zusammensetzung, Handlungsspielräume und Strategien der Professorenschaft analysiert. Im Zentrum steht die Frage, wie sich die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts auf das Berufungswesen und damit auf die Professorenschaft und ihr Handeln ausgewirkt haben. Zugleich kommen die mit den Berufungen verbundenen Aushandlungsprozesse um Status, Einfluss und Autonomie in den Blick, so dass sich zwischen den Extremen 'Autonomie' und 'Anpassung' ein differenziertes Bild zeichnen lässt. Schließlich wird untersucht, welche Folgen die Einwirkungen von außen hatten und wie die Ordinarien ihnen bei den Berufungen aktiv begegnet sind.

Teilprojekt C

Gebundene Wissenschaft
Die Universität zu Köln als Ressource für Politik und Industrie vom Nationalsozialismus zur frühen Bundesrepublik

Bearbeiter: Enno Schwanke

Behandelt werden die Entwicklung wissenschaftlicher Forschungs- und Lehrschwerpunkte sowie deren inner- und außeruniversitäre Verflechtungen und Bedingungen im Sinne der "Ressourcen füreinander" (Mitchell Ash) vor allem seit Mitte der 1930er bis in die 1950er Jahre. Besondere Berücksichtigung finden strukturelle Veränderungen (u.a. Neubesetzungen, neue Institute und Forschungsgemeinschaften, "weltanschauliche Stoßtruppfächer"), sowie deren Ausrichtung auf und ihr Einsatz für staatsnahe Zwecke einschließlich der Verflechtungen mit (lokaler) Wirtschaft und Industrie insbesondere im Rahmen der nationalsozialistischen Herrschaftsziele und Kriegswirtschaft sowie als Beispiel für Kontinuitäten und Diskontinuitäten im Umgang mit der politischen Indienstnahme akademischer Ressourcen in der frühen Bundesrepublik.

Teilprojekt D

Arena des Politischen
Die Universität zu Köln in den 1960er und 1970er Jahren

Bearbeiterin: Michaela Keim

Gegenstand des Projekts sind die Verhältnisse der Statusgruppen an der Universität zu Köln im Kontext der gesellschaftlichen Demokratisierungsprozesse der 1960er und 1970er Jahre. Neben den Veränderungen von Strukturen, Lehrkörper und Studierendenschaft wird die Universität vor allem als Ort des Aushandelns von demokratischen Normen und Verfahren untersucht. Damit ist zugleich eine Mikrogeschichte von Rollen, Normen und Regeln des sozialen Raums „Universität“ angestrebt, die zu den gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozessen zwischen Aufbruch und Regression in Beziehung gesetzt wird.